Gastfreundschaft scheint den Türken im Blut zu liegen. Das haben zwölf Binger bei ihrer „Kultur- und Wanderreise“ in die Partnerstadt Anamur erfahren. Eine Woche waren sie unterwegs. Vom ersten bis zum letzten Tag wurden sie von Deutschlehrer Can begleitet. Er unterrichtet Touristik-Studenten an der Berufshochschule.
Die Stadtverwaltung Anamur hatte für die Gäste wie immer ein beachtenswertes Programm ausgearbeitet. Der erst im März gewählte neue Bürgermeister Hidayet Kilinc empfing die Gäste in seinem Büro. Er ließ es sich nicht nehmen, so oft als möglich am Programm teilzunehmen. Ein Muss war die Besichtigung der malerisch beleuchteten Tropfsteinhöhle, eine der tiefsten Höhlen der Welt. Bei Atemwegserkrankungen werden ihr heilende Wirkung zugesprochen. In der antiken Stadt „Anemurium“ aus dem 3. Jahrhundert vor Christus, zeugen Überreste von Kirchen, Bädern, des Theaters und 350 Gräbern von einer bewegten Vergangenheit. Sie wurde strategisch am „Cap Anamur“, dem südlichsten Punkt der Türkei mit Blick auf die rund 70 km entfernten Berge der Insel Zypern, gebaut. Viel Beifall erhielt die fachkundige Führung eines Geologen der Universität Konya, der dort seit rund zwei Jahren mit seinem Team Ausgrabungen und Restaurationsarbeiten durchführt. In einigen Jahren werden sich hier, ähnlich wie im berühmten Ephesus, Scharen von Touristen tummeln.
Die Besichtigung einer Bananenplantage und ein Rundweg um den Stausee durften nicht fehlen. Belohnt wurde die Wanderung mit fangfrisch gegrillten Forellen aus dem eiskalten Bach. Und wer keine Lust zum Wandern hatte, konnte sich am Hotelstrand oder am Pool bei rund 28 Grand im Schatten ausruhen. Für Ende Oktober angenehme Temperaturen, bei denen man auch abends noch draußen sitzen konnte.
Bei der an drei Tagen stattfindenden überregionalen Verbrauchermesse hatten die Binger einen Stand eingerichtet. Mit einer Broschüre in türkischer Sprache und einer Foto- und Videoshow machten sie die Stadt Bingen bekannt. Das Interesse war erstaunlich groß und häufig ließen sich die Besucher am Stand fotografieren.
Die freundlichen Menschen und ihre unbeschreiblich große Gastfreundschaft waren beeindruckend. So etwa beim Abschiedsessen am letzten Abend auf der Hotelterrasse, an dem mehr als 40 Personen teilnahmen. Der Bürgermeister hatte den Landrat, Verwaltungsmitarbeiter, den Vorstand des Partnerschaftsvereins und andere Gästebetreuer dazu eingeladen. In den Redebeiträgen hörte man viel Dank für den Besuch aus Bingen und die Überzeugung, dass die Städtepartnerschaft eine Verpflichtung ist, Freundschaften und Zusammenarbeit zu pflegen und auszubauen.