Binger Brezel als Symbol

Lernen zahlt sich aus. Saban Kesen aus Anamur hatte im Binger Backhaus Lüning gelernt, wie man Brezel backt. Nun sind Brezel ein Symbol der seit sieben Jahren bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Bingen am Rhein und Anamur in der Südtürkei geworden. In der Fußgängerzone von Anamur herrschte reges Interesse, als eine Binger Reisegruppe original „Binger Brezel“ an die Bevölkerung verteilte und damit symbolisch auf die Städtepartnerschaft und die vielen zwischenmenschlichen Kontakte hingewiesen hatte. Ein regionaler Fernsehsender berichtete von der Aktion und befragte Fußgänger nach deren Meinung. Eine echte Alternative zu dem beliebten Sesamkringel (Simit), war der Tenor.

Die Teilnehmer der vom Freundeskreis Bingen-Anamur organisierten „Kultur- und Wanderreise“ konnten in einer Woche viel erleben. Etwa bei Wanderungen auf die Hügel, von wo aus man einen unbeschreiblichen Blick auf die Stadt und das Meer genießen kann. Die Wanderung am Stausee gehört mittlerweile zum Pflichtprogramm. Je nach Wasserstand ragen Teile der überfluteten Häuser und die Spitze eines Minarett aus dem Wasser. Die Fahrt dorthin führt über den Dragon-Fluß und die berühmte Alaköprü, einer Brücke aus dem 14. Jahrhundert. Von der Pumpstation nahe der antiken Stadt Anemurium und von dort rund 70 Kilometer auf dem Meeresgrund liegen Rohre, die Trinkwasser aus dem Stausee bis nach Nordzypern fördern. In Anemurium, dessen Gründung bis ins 4 Jahrhundert vor Chr. datiert, sind neben dem gut erhaltenen Badehaus, dem Theater oder den Nekropolen auch viele Mosaiken zu bewundern. Eine der Abbildungen ist übrigens auch im Partnerschaftsgarten in den Binger Rheinanlagen zu bewundern.

Warum die Banane krumm ist, das konnte man bei der Führung durch die Bananenplantage erahnen. Die Binger bekamen dort Informationen über den Anbau und die Pflege des „gelben Goldes“, der Haupteinnahmequelle in Anamur. Die Besucher wissen jetzt, wie die grün geernteten Bananen schnell eine gelbe Farbe bekommmen. Phantastische Lichtspiele waren in der Tropfsteinhöhle zu bewundern. Sie wurde erst 2002 von einem Lehrer beim Ausflug mit seinen Schülern zufällig entdeckt und in den letzten Jahren von der Stadtverwaltung mit aufwändigen Treppen, Geländern und Beleuchtung zum Besuch hergerichtet. Für Asthmakranke hat der Aufenthalt heilende Wirkung.

In den Genuss einer Führung durch die Raubritterburg „Marmure Kalesi“ aus dem 3. Jahrhundert kamen die Kultur- und Wanderreisenden nur aufgrund der guten städtepartnerschaftlichen Beziehungen, denn wegen Bauarbeiten ist die Burg für Besucher gesperrt. Auf dem Programm stand ferner der Besuch des Bauernmarktes und des Tierschutzvereins an seinem Tag der offenen Tür. Natürlich durfte auch ein Treffen mit Aktiven der Partnerschaft rund um den Mäuseturm im Partnerschaftspark nicht fehlen.

Der Bürgermeister von Anamur hatte die Binger Gäste in den Garten des Osmanischen Hauses eingeladen und ihnen ein Gastgeschenk überreicht. Sein Stellvertreter Hüseyin Gürel und seine Mitarbeiter hatten es sich nicht nehmen lassen, die Gäste bei den Wanderungen zu begleiten und für die notwendigen Übersetzungen zu sorgen. Das Wetter war für Oktober ausgesprochen warm und nach dem offiziellen Programm ließen es sich die Binger am Hotelstrand gut gehen. Unvergesslich war ein Frühstück direkt am Strand, das der Hotelbesitzer für seine Freunde aus Bingen herrichten ließ.

Die Kultur- und Wanderreise in die Partnerstadt gehört mittlerweile zum Standardprogramm der Aktivitäten. Wegen der großen Zustimmung plant der Freundeskreis Bingen-Anamur die nächste Reise Ende April 2019.

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